Freitag, 3. Oktober 2008
B(l)ockige User
Schau »da ... dem gemeinen Websurfer scheint allmählich die Lust zu
vergehen, sich auf seinen Reisen durchs Netz ständig Werbung um die Augen hauen
zu lassen, um die er nicht gebeten hat. Das kann man verstehen, wird ja auch
Zeit.
Interessant finde ich in diesem Artikel die Aussage eines
Medienmanagers, die da lautet: " Wer Adblocker einsetzt, missachtet die
Spielregeln des Netzes." Die Spielregeln des Netzes?? Das impliziert, dass es
ganz selbstverständlich zum Leben gehört, sich ungefragt etwas aufzwingen zu
lassen. Es impliziert, dass Wirtschaft und Kommerz inklusive gewaltsame
Animierung zum Kauf der Motor für menschliches Tun ist. Ist das Netz in erster
Linie dazu da, Werbung unterzubringen? Eine solche Aussage zeigt überdeutlich,
wie es um die Seele der Menschheit am liebsten bestellt sein soll - Kommerz
regiert die Welt. Oder - um es mal ganz scharf und krass auszudrücken: Der
gemeine Mensch möge dazu da sein, die Wirtschaftselite zu füttern. Die neue
Ordnung der Welt lässt grüßen. Die »aktuelle (und noch eskalierende) Banken- und Wirtschaftskrise
zeigt ja ganz gut, wie das gemeint ist, was es für die Steuerzahler bedeutet und
wo es hinführt.
Zurück zur Werbung: Werbung finde ich nicht unbedingt per
se verwerflich - wer etwas anzubieten hat, was ein anderer haben wollen könnte,
soll das auch irgendwie mitteilen können, sonst erfährt man ja nix von all den
schönen Sachen. Wie wär's denn mit Werbefarmen, die den einzigen Zweck haben,
solches zu vermitteln? Da weiß man, woran man ist und was einen dort erwartet,
und man entscheidet selbst, was man sich dort wann und wie lange und wie oft
anschauen will. Aber das würde den Damen und Herren Unternehmensleitern
natürlich nicht gefallen, weil da der Faktor der Selbstbestimmung ins Spiel
kommt.
Webseiten mit eigentlich sachlichen Inhalten, die den lesewilligen
Besucher
mit irremachenden Bannern und blinkenden, tanzenden Schriftzügen und
Bildchen psychoterrorisieren, nerven jedenfalls so, dass man den inhaltlichen
Teil mit Verstand oft kaum noch wahrnehmen kann. Und wer mich zwingen will,
Javascript einzuschalten, damit ich die Seite überhaupt sehen kann, sieht mich
nie wieder. Was auf meinem Bildschirm stattfindet und welche Produkte ich in
Kauferwägung ziehe, bestimme immer noch ich.
Interessant auch die
Kommentare zum Artikel, die man übrigens - kleines Schmankerl am Rande - mit
bestimmten Anonymisierungsproxies NICHT sehen kann.
Kommentare:
#1 NM (Homepage) am 05.10.2008 15:51
Da gibt es auch einfachere Methoden um die Werbung auszuschalten. Man modifiziere nur seine hosts Datei indem man sie mit Informationen von einschlägigen Seiten füttert, und schon sieht man keine einzige Werbung mehr.
Werbung finde ich legitim, wie Du schon so schön geschrieben hast. Und gezwungen wir ja niemand wenn passive Werbung auftaucht. Schlimm finde ich nur die von Dir beschriebenen " wilden Werbemethoden" , und noch schlimmer die unzähligen Pop-ups und pop-under.
Hatte eine Weile ein FF Addon installiert " NoScript" - aber da mußt Du fast jede Seite erstmal zulassen und einstellen.
#2 Sev am 05.10.2008 16:56
Ich finde nicht, dass man überhaupt etwas tun sollen muss, um Werbung nicht zu sehen. Es kann vom Prinzip her schon nicht angehen, dass man Zeit und Energie aufwenden muss, um sich etwas vom Hals zu halten, das man sowieso nicht haben will. Schlimm genug, dass man solche Kompromisse überhaupt eingehen muss. Passive Werbung ist nur wenig angenehmer und in meinen Augen ebenso unvertretbar. Bestimmte Effekte (z.B. knallrot oder auffällige Strukuren) und Unterbewusstsein können sehr wirksam dafür sorgen, dass man fast nicht weggucken kann - frag mal einen Werbespezi. Es stört einfach - den Inhalt und den Leser.
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