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Mein Stamm



Die Menschen meines Stammes sind leicht zu erkennen: Sie gehen aufrecht, haben Funken in den Augen und ein Schmunzeln auf den Lippen. Sie sind weder heilig noch erleuchtet. Sie sind durch ihre eigene Hölle gegangen, haben ihre Schatten und Dämonen angeschaut und angenommen.

Sie sind keine Kinder mehr, wissen wohl, was Täter und Opfer sein bedeutet, haben ihre Scham und ihre Rage explodieren lassen und dann die Vergangenheit abgelegt, die Nabelschnur durchtrennt und die Verantwortung übernommen. Weil sie nichts mehr verbergen wollen, sind sie klar und offen. Weil sie nicht mehr verdrängen müssen, sind sie voller Energie, Neugierde und Begeisterung. Das Feuer brennt in ihrem Bauch! Die Menschen meines Stammes kennen den wilden Mann und die wilde Frau in sich und haben keine Angst davor.

Sie halten nichts für gegeben und selbstverständlich, prüfen nach, machen ihre eigenen Erfahrungen und folgen ihrer eigenen Intuition.

Frauen und Männer meines Stammes begegnen sich auf der gleichen Ebene, achten und schätzen ihr Anderssein, konfrontieren sich ohne Bosheit und lieben ohne Rückhalt.

Menschen meines Stammes gehen viel nach innen, um sich zu sammeln, Kontakt mit den ureigenen Wurzeln aufzunehmen, sich wiederzufinden, falls sie sich im Rausch des Lebens verloren haben. Und dann kehren sie gerne zu ihrem Stamm zurück, denn sie mögen teilen und mitteilen, geben und nehmen, schenken und beschenkt werden.

Sie leben Wärme, Geborgenheit und Intimität. Allein fühlen sie sich zwar nicht verloren wie kleine Kinder und können gut damit umgehen. Sie leiden aber manchmal unter Isolation und sehnen sich nach ihren Seelenschwestern und Seelenbrüdern.

Die Zeit unserer Begegnung ist gekommen!


(Hopi-Indianer)

(Bildquelle: Wikimedia Commons, Public Domain)

 

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