alltagswelt
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Der Seiltänzer
Eine Geschichte vom grenzenlosen Vertrauen, das stark macht für's Leben.
Der Seiltänzer balanciert - mit Stab, aber ohne Netz - hoch über dem
Marktplatz. Die Menge tief unten hält den Atem an. Doch der Mann geht weiter
- Schritt für Schritt - bis zum sicheren Ziel. Tosender Applaus brandet
empor. Die Menge jubelt.
"Zugabe", rufen die Leute. Immer lauter wird ihr
Geschrei. Da nimmt sich der Seiltänzer eine Schubkarre, steigt noch einmal
auf's Seil und fragt die Menge: "Glaubt ihr, dass ich's damit auch
schaffe?" "Na klar", rufen die Leute, "kein Problem" "Gut", ruft der Mann
zurück, "wer von euch setzt sich dann in die Schubkarre?"
Das Geschrei der Menge verstummt, verwandelt sich in entsetztes Schweigen. Keiner will in die
Schubkarre steigen. Wirklich keiner? Doch, da meldet sich ein kleiner Junge!
Die Leute wollen ihn noch warnen, doch zu spät. Der Junge steigt in die
Schubkarre, und der Seiltänzer beginnt mit seiner abenteuerlichen Fahrt. Da
plötzlich, ein Windstoß. Er rutscht, verliert die Schubkarre. Doch nein, er
hat sich schon wieder gefangen. So balanciert er Schritt für Schritt bis
zum sicheren Ziel. Es folgt einer donnernder Applaus, noch lauter als zuvor.
Die Menge bestürmt den Jungen: "Hast du denn keine Angst gehabt - mit einem
fremden Mann auf dem Seil?"
"Wieso denn?", sagt der Junge. "Das ist doch
mein Vater!"
(Verfasser unbekannt)
(Bildquelle: Wikimedia Commons, »Wiros)
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