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Gebet an die Erde


Liebe Erde, Gaia, Pachamama, du trägst viele Namen und beschenkst uns so großzügig. Ich danke dir für jeden Morgen, den du mich auf dir erwachen lässt. Danke für den Schutz der Nacht und das Licht des Tages, für das reinigende Wasser und die Nahrung auf meinem Tisch, für die Wärme und den Halt, die du mir gibst. Danke für den Regen und für das grüne Gras, für die Pflanzen und Tiere, die auf dir leben. Danke für die Landschaften, für die Schönheit, für das Wunderbare, das ich mit meinen Sinnen wahrnehmen darf.

Doch ich kann noch mehr als mit meinen Sinnen wahrnehmen. Ich kann meine Antennen ausfahren, so weit es geht, und meinen Körper dazu nutzen, in Aktion zu treten. Ich kann Dinge bewegen. Ich habe die Macht, Entscheidungen zu treffen. So will ich wieder das sein, was die Urvölker für dich waren: deine Hüter. Ich will darauf achten, wohin ich meinen Fuß setze. Ich will nicht nur Nein sagen, sondern auch Ja, nicht nur deine Ausbeuter boykottieren, sondern mich kompromisslos engagieren.

In meinen alltäglichen Gesten will ich mit dir in Verbindung sein. Ich will mich an die alten Rituale erinnern, die dir Ehre erweisen, will Kerzen anzünden, Gebete sprechen und auf Zeremonien tanzen. Ich will mit dir sprechen und mit denen, die die Natur bewohnen. Ich will es mit Lust tun, mit Freude und mit Genuss. Ich will mich an dich schmiegen. Dein Pulsieren will ich spüren, dein großzügiges Herz in der Tiefe schlagen fühlen.

So finde ich mit dir zusammen in ein erneutes lebendiges, fließendes, organisches Geben und Nehmen, in dem es keine Gewinner gibt und keine Verlierer, kein Zuviel und kein Zuwenig, keine Ausbeutung und keine Unterdrückung. Hier gibt es nur Frauen und Männer, die begriffen haben, dass die Erde uns jetzt gemeinsam braucht, vereint in unserer Kraft und der Entscheidung, dir zu dienen, anstatt uns von dir bedienen zu lassen.

Zusammen wird es uns gelingen, zurück in unsere Schöpferkraft zu finden und auf der Erde ein Paradies zu erleben, wie es uns einst geschenkt wurde. Seitdem sind wir reifer geworden, um die Erfahrung reicher, dass es nur im Bewusstsein der Verbundenheit und Einheit alles Lebendigen auch für uns weitergehen kann. Die Frucht war reif, doch wir waren es nicht. Nun ist es so weit. Die Zeit ist gekommen, sie mit offenem Herzen und allen Sinnen zu genießen.


(Der Text ist Teil des lesenswerten »Artikels im Rubikon-Magazin von »Kerstin Chavent)

 

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